Bei Gesprächen mit Australiern über das Woher und Wohin kommt meistens auch die Frage: Have you been on the „Tip“? Gemeint ist dabei der nördlichste Punkt von Australien, ganz oben auf Cape York. Nun können wir endlich auch sagen: Yes, we made it!
Aber von Anfang an: Philippe’s Finger heilte zum Glück problemlos aus. Die Heilungsphase nutzten wir zum Fahren. Denn wir hatten ein Date: Gabi und Reto erwarteten uns an der Elim Beach. Die zwei Berner haben wir Anfangs März am Murray River getroffen. Da wir in gegengesetzter Richtung unterwegs waren campten wir nur eine Nacht zusammen. Aber der Kontakt blieb lebendig und so freuten wir uns riesig auf das Treffen. Und es war, als würden wir alte Freunde sehen: Bei Bier, Wein, Raclette, Zopf, Linzertorte und Brändi Dog verbrachten wir herrliche Tage zusammen. Auch diesmal führten uns unsere Wege in unterschiedliche Richtungen und so galt es wieder Abschied nehmen.
Wir starteten auf die hunderte von Kilometer Richtung „Tip“. Manchmal Asfalt, meistens Schotter, manchmal frisch gegradert und manchmal arges Wellblech. Wie immer war es heiss und staubig. Wir kamen gut voran und standen eines Morgens vor dem Abzweiger zum Old Telegraph Track. Philippe hatte zuhause stundenlang Videos auf YouTube über diesen Track geschaut. Wir waren uns unserer Sache nicht ganz sicher und haben den Entscheid: „Fahren wir ihn oder nicht?“ immer aufgeschoben. Nun, der Blinker wurde gesetzt. Die ersten 5 km waren ganz gemütlich – dann standen wir vor der Querung Palm Creek. Das erste mal setzte der Herzschlag aus! Gott ist das tief und steil und dort wieder rauf? Es heisst, wer den Palm Creek schafft, schafft auch den Rest. Wir schauten einem Auto beim Queren zu – sieht gar nicht so schwierig aus – sofern man bereit ist einige Kratzer und Schrammen in Kauf zu nehmen. Es gab zum Glück eine zweite Einfahrt, den „Chicken Run“. Ein bisschen weniger ausgefahren – aber immer noch eine rechte Mutprobe. Philippe stand vor dem Abgrund, liess irgendwann die Bremse los und rollte langsam in die Tiefe. Heil unten angekommen, erstmal aufatmen. Der Fluss hatte kaum Wasser so war die Querung einfach. Hinauf mussten wir uns dann mit der Seilwinde behelfen. Aber schlussendlich: Geschafft! Und weiter gings. 34 Kilometer waren unser Tageswerk! An Tempo machen ist nicht zu denken. Der Track ist ausgewaschen, es gibt einige Schrägfahrten und immer wieder mal Flüsse zu queren. Da Trockenzeit herrscht, waren die Flüsse relativ gut zu meistern. Bald waren auch wir vom Spirit auf dem Track gefangen. Man trifft immer wieder auf die gleichen Leute. Sei es abends bei einem Camp oder bei einem erfrischenden Bad in einem Fluss. Wir sind die einzigen Ausländer momentan auf dem Track – die Australier kümmern sich richtig um uns. Wir werden motiviert und bekommen gute Tips. Am zweiten Tag erreichen wir über eine Bypass Road den Gunshot Creek. Dies ist wohl die legendärste Stelle am Track. Auch wir lassen uns das Spektakel nicht entgehen und schauen den Fahrzeugen zu, welche sich hier durchwagen. Es scheppert und kratscht hin und wieder – aber ausser einer verbogenen Seitenschwelle gehts bei allen gut aus. Wir sind uns aber einig – unser Defender muss da nicht durch!
Und so geht es die nächsten Tage weiter: Langsam, Kilometer um Kilometer durch den Track, stoppen bei Flüssen, einen optimalen Durchgang auswählen, noch langsämer durchfahren, Puls wieder beruhigen und und und. Abends schlagen wir das Camp bei Flüssen auf, somit gibt es ein kühles Bad (Wassertemperatur 28 Grad), Lagerfeuer und gute Gespräche mit den anderen Trackfahrern. Als willkommen Abwechslung unterwegs kommen die Fruit Bat Falls und die Eliot Falls. Herrlich Wasserfälle mit grossen Badepools. Auch wir hocken stundenlang in dem warmen Wasser und geniessen es einfach.
Wir wissen der letzte Fluss auf dem Old Telegraph Track ist für uns auch in der Trockenzeit zu tief. Somit nehmen wir einen Abzweiger zurück auf die normale Strasse. Bei der Kreuzung halten wir an und atmen tief durch. Ganz ehrlich, wir sind schon etwas stolz! Nun geht es wieder auf Gravel im unterschiedlichsten Stadion Richtung Norden. An der Wroonga Beach schlagen wir unser Lager auf. Den Besuch des „Tip“ sparen wir uns für den nächsten Tag auf. Ein kurzer Fussmarsch und wir stehen vor der berühmten Tafel. Ja, wieder können wir ein Häckchen bei einem Reiseziel setzen. An der Alau Beach erholen wir uns ein paar Nächte von den Strapazen bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Auf dem Rückweg stoppen wir nochmals bei den wunderschönen Fruit Bat Falls und geniessen das Bad. Wir machen einen weiteren Abstecher in den Iron Range Nationalpark. Hier liegt die berühmte Chilli Beach mit weissem Sand und einem Wald aus Kokosnusspalmen. Da passiert uns wieder mal etwas bekanntes: wir bleiben hängen. Tage und Nächte verstreichen, wir machen lange Strandspaziergänge, fischen, backen Brot am Feuer, lesen in der Hängematte…. – aber morgen, haben wir uns vorgenommen weiter zu fahren – wir werden sehen!
Hoi zusammen, wie schnell doch die Zeit vergeht. Wir hätten Euch noch ein weiteres Jahr Auszeit gegönnt. Freuen uns wenn Ihr wieder kommt. Geniesst die restliche Zeit.
Conny und Andreas
Wir freuen uns auch auf euch und auf eine Runde Dog in der Lodge! Bis bald!
Hallo ihr zwei
Wow ihr habt den old telegraph track so richtig gerockt 🙂 gratulation. Es ist einfach immer wieder schön, eure mitreissenden berichte zu lesen und die faszinierenden fotos zu bestaunen. Wir wünschen euch weiterhin viel spass und unvergessliche augenblicke. liebe grüsse, Moni & Roger