Lange haben wir auf diesen Tag gewartet. An einem sonnigen Sonntagmorgen war es endlich soweit. Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und verliessen unser Cottage. Ganz ehrlich, es war auch etwas Wehmut dabei. Wir haben uns während dem Lockdown hier richtig „deheimä“ gefühlt.
Unsere erste Station hiess Qagi Beach. Ganz symbolisch wollten wir von dort aus wieder starten, wo wir aufgehört hatten. Einen wunderbaren Abend verbrachten wir auf diesem schönen Camp und schwelgten ein bisschen in den Erinnerungen. Wir hatten uns für die nächsten Tage ganz viele Highlights aufgelistet welche wir besuchen wollten. So fuhren wir in den Porongurup Nationalpark und besuchten den Granit Skywalk. Das ist ein Steg welcher über Granitfelsen führt und so eine wunderbare Aussicht ermöglicht. Nach Albany ging es mit tollen Aussichten gleich weiter. Im Valley the Giants besuchten wir den Tree Top Walk. Der Spaziergang zwischen den Baumwipfeln in einem Wald voller riesiger Eukalyptusbäumen ist wirklich eindrücklich. Etwas weiter wagte Philippe sich sogar auf den Fire Lookout Bicentennial Tree mit der schwindelerregenden Höhe von 65 Metern.
Die Strasse wechselte immer wieder zwischen Küste, Wald oder Weinbergen und war extrem abwechslungsreich. Wäre das Wetter etwas wärmer und beständiger gewesen – wir wären bestimmt wieder mal hängen geblieben. So nutzten wir die Regenstunden um vorwärts zu kommen und die Sonnenstunden um kurze Ausflüge zu machen. Auf unserer Liste waren auch noch zwei Leuchttürme: Cape Leeuwin und Cape Naturaliste. Beides wilde, rauhe Ecken an denen die Wellen des Ozeans mit voller Wucht an die Klippen prallen. Dies ist bei schlechtem Wetter fast noch spektakulärer. Wie bestellt schien die Sonne als wir Busselton erreichten. Dort besuchten wir die 1.8 km lange Jetty – der längste Steg der Südhalbkugel. Das wars dann auch wieder gewesen mit dem Sonnenschein. Mit viel Regen fuhren wir Richtung Perth. Dort erledigten wir einige Einkäufe und besuchten noch einen Land Rover Händler um unser Service Kit wieder aufzustocken. Noch am gleichen Tag gings aber weiter nach Norden. Die Strecke Perth bis Kalbarri sind wir letzten August bereits gefahren und so gaben wir etwas Gummi. In Kalbarri hatten wir mit einem Luzerner Päärchen abgemacht, welche auch mit ihrem eigenen Fahrzeug am Reisen sind. Nach gemützlichen Plauder-, Kaffee- und Aperostunden verabschiedeten wir uns wieder für den Moment. Im Kalbarri Nationalpark besuchten wir noch die Aussichtsplattform, welche letztes Jahr noch im Bau war.
Inzwischen war das Wetter etwas wärmer und beständiger geworden. Langsam fanden wir auch wieder in unseren Reisealltag hinein. Im Francois Peron Nationpark liessen wir uns wieder so richtig Zeit. Während einer Woche standen wir auf verschiedenen Camps, fischten, genossen die Beach und Bushcamping. Der Nationalpark beinhaltet ganz viel, was Australien ausmacht: Bush, roter Sand, Meer, Kängruhs und viel Platz. Beim Eingang des Nationalparks befinden sich auch noch zwei Weltkulturerbe: die Stromatoliten im Hamelin Pool und die Shell Beach. Einzig Monkey Mia liessen wir aussen – war uns irgendwie zu touristisch angepriesen.
Wusstet ihr, dass es regenscheue Krebse gibt? Wir auch nicht. An den Abenden und in den Nächten, welche wir im Nationalpark verbrachten gab es ab und zu einen Regenguss. Eines Morgens wunderte ich mich ab den komischen Spuren unter dem Auto und unter dem Tisch. Am nächsten Abend sassen wir unter der Sonnenstore als der Regen einsetzte. Und da sahen wir sie: Zu dutzenden krabbelten Handgrosse Krebse unter unser Auto und unter den Tisch. Dort buddelte sie gemütlich im Sand. Wenn wir uns bewegten, flüchteten sie ganz aufgeregt zum nächsten Busch, nur um wieder zurückzukehren sobald, dass wir wieder ruhig waren. Ein absolut göttliches Schauspiel!
Nun machen wir in der Kleinstadt Carnarvon einen Versorgungsstop bevor unser Weg weiter auf die Cape Range Peninsula mit dem Ningaloo Reef führt.
Natürlich ist Covid-19 auch bei uns immer noch ein aktuelles Thema. Wir können inzwischen frei in Western Australia reisen. Einschränkungen gibt aber sobald es Inland in Aborigines Communities geht. Unser Projekt die Canning Stock Route zu befahren fällt damit leider ins Wasser. Leider sieht es aktuell auch nicht danach aus, dass die Inneraustralischen Grenzen zu den östlichen Staaten bald aufgehen. Ebenfalls liegt unsere Visumsverlängerung immer noch irgendwo in der Warteschlaufen. Somit verzichten wir momentan aufs grosse Pläne schmieden… Das einzige Rezept das funktioniert heisst: Geniesse den Tag!